Bienenbiologie

Warum schwärmen Bienen?

Der Schwarm-Countdown

BienenschwarmBienen schwärmen bevorzugt von Anfang April bis zur Sommersonnwende am 21. Juni aus, das ist ihre natürliche Art der Vermehrung und völlig normal. Über das Schwärmen teilt sich ein Bienenvolk in zwei Teile auf:

1. Ein kleines Restvolk mit einigen wenigen Arbeiterinnen und Ammenbienen, viel Brut und mehreren jungen Königinnen, die kurz vor dem Schlupf stehen und
2. das Schwarmvolk mit 30.000 Bienen und mehr, die sich den Bauch mit Honig als Wegzehrung vollgeschlagen haben, inklusive ihrer alten Königin

In der modernen Imkerei sorgt der Imker eigentlich mit seiner Betriebsweise und einem ausgeklügelten Konzept vor, dass die Bienen nicht ausschwärmen. Sie nehmen auf ihre "große Reise" nicht nur einen Großteil ihres Honigs als Proviant mit, sie würden in freier Wildbahn ohne systematische Behandlung gegen die Varroa-Milben früher oder später eingehen. Hinzu kommt, dass Bienenvölker es schwer haben, einen geeigneten neuen Lebensraum zu finden und bei ihrer Suche anfällig für Wetterumschwünge wie Regen und Kälte sind. Schwärme zu verhindern und den Schwarmtrieb zu dämpfen gehört also ganz klar zu den Aufgaben des Imkers und ist gelebter Tierschutz.

Geraten die Bienen trotz vieler imkerlicher Maßnahmen in Schwarmstimmung, sorgen die Arbeiterinnen dafür, dass die alte Königin (Weisel) Eier in extra vorbereitete Weiselzellen legt. Diese Zellen sind auf den Bienenwaben meist in den Ecken versteckt angelegt und sehen wie kleine Zapfen aus. Da Königinnen deutlich größer sind, als ihre Arbeiterinnen, müssen auch ihre Zellen zum Schlüpfen größer sein. Eine weitere Besonderheit ist, dass Königinnen immer mit dem Kopf nach unten schlüpfen. Sobald die Zellen der neuen jungen Königinnen verdeckelt sind, zieht das Bienenvolk bei gutem Wetter samt alter Weisel aus seinem Stock aus, um eine neue Bleibe für sich zu finden.


Die Bienen ziehen aus

Ganz klassisch für Bienenschwärme sind vor allem sonnige Tage im Mai, an denen es schon vormittags um die 20°C hat und weitgehend windstill ist. Meist schwärmen die Bienen dann zur Mittagszeit aus ihrer alten Behausung aus und sammeln sich in der Nähe in einem kleinen Busch oder Baum. Für Gartenbesitzer kann es ziemlich beeindruckend sein, wenn sich plötzlich eine große wabernde Wolke aus tausenden Bienen in der Luft nähert und in einem Strauch niederlässt. Man kann beobachten, wie sich nach einiger Zeit alle Bienen sammeln und eine "Schwarmtraube" bilden. Irgendwo in ihrer Mitte ist geschützt ihre Königin. Auf der Oberfläche dieser Traube sieht man viele Bienen, die ihren Hinterleib in die Höhe strecken und mit ihren Flügeln schlagen. Damit verbreiten sie einen besonderen zitrusartigen Duft, der das Volk zusammen hält und verkündet "Hier ist die Königin". Man nennt das "sterzeln". 


Was passiert mit dem Altvolk?

Das im Bienenstock zurück gelassene Mini-Volk lässt das Gesicht des Imkers lang werden. Nur noch wenige Wabengassen sind mit Bienen gefüllt, der Honigvorrat stark geplündert. Und auch für die Sommerhonig-Ernte wird es schlecht aussehen. Überall sind Weiselzellen zu finden, aus denen etwa acht Tage später die jungen Königinnen schlüpfen.

„3-5-8 und die Königin ist gemacht“. 

Dieser alte Imkerspruch verdeutlicht den Countdown der Entwicklung einer Bienenkönigin: Drei Tage Ei, fünf Tage Larve und acht Tage Puppenstadium. Dann beginnen sie zu schlüpfen. Die erste schlüpfende junge Königin hat nur eines im Sinn: ihre Rivalinnen zu beseitigen. Durch Tuten ruft sie nach den anderen Jungköniginnen im dunklen Bienenstock, um sie zu finden und zu töten. Die anderen Königinnen stehen womöglich ebenfalls kurz vor ihrem Schlupf und antworten der Erstgeborenen ebenfalls durch Tuten. Damit rufen sie Ammenbienen herbei, die sie im letzten Moment noch vor der Erstgeborenen durch einen Kreis um ihre Weiselzelle schützen können. Dennoch überlebt meist nur eine Königin. Doch damit ist sie noch kein vollwertiges Staatsoberhaupt, denn unbegattet kann sie noch keine Eier legen. Erst eine Woche nach ihrem Schlupf erreicht sie Geschlechtsreife. Bis dahin macht sie einen wahren Spießruten-Lauf durch. Hektisch hetzt sie über die Waben, weil sie von den Arbeiterinnen gepiesackt und in die Beine gezwickt wird. Ist das Wetter gut, zieht die junge Königin acht bis neun Tage nach ihrem Schlupf zu ihrem Hochzeitsflug aus, um sich mit bis zu 30 Drohnen im Flug zu paaren. Genetisch sichert das dem Bienenvölkern die größtmögliche Vielfalt. Das Erbgut von so vielen unterschiedlichen Vätern bringt zahlreiche nützliche Talente mit sich. Die einen Bienen werden zu perfekten Pollensammlerinnen, ihre Halbschwestern können besonders gut Wachs produzieren, andere sind hervorragende Flugloch-Wachen und vieles mehr. Die Drohnen sterben übrigens nach der Paarung. Obwohl die meisten von ihnen wahrscheinlich nicht das Glück zur Fortpflanzung haben werden, führen sie trotzdem ein relativ geruhsames Leben. Sie vagabundieren von Volk zu Volk, treffen sich mit anderen Drohnen an Sammelplätzen, nur um auf eine vorbeifliegende begattungswillige Jungkönigin zu warten und lassen sich von den Arbeiterinnen bemuttern und durchfüttern.

Nach der Begattung fliegt die Königin zu ihrem Volk zurück und beginnt sofort mit der Eilage. Erst noch ein bisschen unstrukturiert und manchmal auch nicht nur ein Ei in jede Wabe sondern gleich ganz viele. Aber nach und nach wächst sie in ihre Aufgabe hinein, wird von ihren Hofstaat-Bienen versorgt, respektiert und sorgt für das Wachstum des Volks, bis es im August mit der Einwinterung beginnt.        


Wie geht es mit dem Schwarm weiter?
Bienen suchen ein Zuhause

Sobald der ausgezogene Bienenschwarm sich gesammelt hat, schickt er "Spurbienen" als Pfadfinderinnen los, die sich auf die Suche nach einer neuen Bleibe machen, Diese untersuchen sätmliche mögliche und unmöglichen Höhlen auf ihre Taulichkeit. Sind sie von einer neuen Bruthöhle überzeugt, informieren sie ihre Kolleginnen über den Schwänzeltanz über den Ort. Erst wenn das ganze Bienenvolk zufrieden mit dem neuen Zuhause ist, zieht es weiter. Je nach Wetterlage kann das einige Tage dauern, was natürlich ein größeres Risiko für die Bienen bedeutet.


Ein neuer Zyklus beginnt

Hat ein Bienenvolk eine geeignete Bruthöhle gefunden und ist eingezogen, nehmen die Bienen nach und nach ihre Tätigkeiten wieder auf. Zuerst werden neue Waben gebaut, in die Nektar und Pollen eingelagert werden können und die für die neue Brut benötigt werden. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen dann die ersten Bienen im neuen Zuhause und breiten sich ab August auf den Winter vor. Je stärker ein Bienenvolk dann im Frühling auswintert, desto früher kann es wetterbedingt spätestens im Mai wieder in Schwarmstimmung geraten.

Durch das Schwärmen verteilt sich das Überlebensrisiko auf das kleine Restvolk und den ausgezogenen Schwarm. Beim einen „Restvolk“ kann es passieren, dass die neue junge Königin nicht vom Jungfernflug zurückkehrt, der Schwarm hingegen könnte seine vollwertige Altkönigin verlieren oder erst gar kein neues Zuhause finden.

Noch sind lange nicht alle Prozesse geklärt, die in Bienenvölkern ablaufen.  Dennoch zeigt allein das Schwärmen, wie komplex in faszinierend die Welt dieser Insekten ist.

In der zeitgemäßen Imkerei lässt man es, wie schon erwähnt, nicht auf das Schwärmen der Bienen ankommen. Stattdessen vermehrt man sie gezielt durch die Bildung von Jungvölkern. Darauf gehe ich noch in einem anderen Beitrag ein.  

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